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ich backe.....also bin ich

Heute Nacht traf ich ein kleines Kind im Traum. Es saß verloren auf der Ladefläche eines Lasters, abgestellt, nicht erwünscht, es war das Abbild einer Mischung aus  dem Gesicht und der Frisur meines Sohnes in sehr jungen Jahren und aus meinem als Kind schielendem Blick. Ich konnte uns nicht unterscheiden, instinktiv wusste ich, das mein inneres Kind zur mir sprach. Ich nahm es auf den Arm und trug es, ganz nah an mich gedrückt, beschützend und wachte auf. Ich musste weinen. Ich erzählte den Traum meinem Teenager und musste weinen. Ich schreibe  darüber und muss immer noch weinen. Ich habe eine weite Reise hinter mir und noch viele Kilometer zu gehen. Selbstannahme, Zufriedenheit und Ankommen will nicht ganz klappen. Ich stehe im Leben, habe Fähigkeiten und manche Träume die sich erfüllt haben, weil ich hartnäckig und gut im Visualisieren bin. Eigentlich könnte ich ganz zufrieden sein. Das bin ich trotzdem nie. Mich zwingt ein innerer Drang  noch besser, effektiver und smarter zu werden. Teilweise ist das gut, nicht aber wenn ein Gefühl der permanenten Unvollkommenheit sich breit macht und versucht ständig meine Gedanken zu beherrschen. Den Wahn der heilen Welt haben mir Medien sehr erfolgreich eingeimpft, Berufe in denen man sein bestes geben musste um überhaupt gesehen zu werden, Männer die mich anders  haben wollten und ein überfordertes Dasein als Mutter das keine Misserfolge duldete.. Ich war und bin oft unerbittlich zu mir. Ich backe nicht gerne, schon gar nicht kann ich komplizierte Torten backen. Heute nach dem Aufwachen ein Geistesblitz: mein inneres Kind im Traum noch ganz nah an mich gedrückt, fragte ich semi-psychologisch  in die geistige Runde  (ich bin medial veranlagt) warum ich so Probleme damit hätte mein ursprüngliches Ich  (mein inneres Kind) anzunehmen. Da ich gerne Süßes esse wurde mir dies anhand von Küchenutensilien angezeigt: jeder Mensch komme mit seinen eigenen Utensilien und Zutaten zur Welt. Manchmal lerne er damit umzugehen und sie richtig einzusetzen, manchmal rühre er verloren in klebrigen Teigen. Jeder sollte die Torte backen für die er die Werkzeuge bekommen hat! Ob einfach oder kompliziert, jeder Kuchen kann gut schmecken. Keine Zutat ist besser oder schlechter. Grundsätzlich denke ich in großen Dimensionen, manche nennen das Größenwahn. Ich kann mir viel vorstellen, ich kann großes für mein Leben visualisieren. Diese Fähigkeit haben noch viele Gurus verstärkt. Sie lassen einen wissen, man könne alles erreichen und müsse nur seinen Geist, sein Gehirn umpolen und verändern. Man könne sich auf Großes konditionieren und so alte Glaubenssätze vergessen machen. So schön so gut. Dabei geht es  immer um mehr Geld, mehr Erfolg, mehr Quadratmeter Villa, mehr Meer, mehr Sex, mehr Lamborghini,  mehr Prestige, mehr Luxus. Eh schön. Ich habe Luxus gerne, schenkt mir jemand eine Chanel Tasche würde ich sie gerne behalten wollen (als Anlage). Aber brauche ich das alles wirklich wirklich? Anerkennung wäre schön, Liebe auch, Erfüllung im Beruf, vielleicht nur etwas mehr Geld um mehr von der Welt zu sehen. Wenn ich es genauer betrachte so bin ich mit meinen Zutaten eigentlich völlig zufrieden. Mir wurde der Umgang mit Ihnen vielleicht nicht gezeigt, ich stand und stehe oftmals verloren in der Küche in der eigentlich alles vorhanden ist. Ich verschwende viel Energie darauf, diese 5 stöckige Hochzeitstorte mit der komplizierten aber sehr beeindruckenden Kuvertüre  backen zu wollen. Warum wollen wir ständig das sein was wir nicht sind?

Ich versuche mich jetzt an meinem einfachen Schokoladenkuchen, ich habe alle Zutaten und kenne das Rezept, meine Küche ist klein aber einladend, in der Regel sitzen da immer viel Menschen drinnen und lachen und trinken Prosecco.  Vielleicht wird es der beste Schokoladenkuchen aller Zeiten!

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